„Ich gewinne vor Gericht JEDEN Fall“ – geht das?

max greger gewinnt jeden fallManche Anwälte werben mit erstaunlichen Erfolgsquoten, wenn es um die Zahl gewonnener Prozesse geht. So etwas: „Ich gewinne fast jeden Fall!“. Oder „ich gewinne über 85% aller Fälle vor Gericht.“

Ist das eigentlich realistisch? Die Antwort auf diese Frage, insbesondere WORAUF es eigentlich ankommt, wenn man Prozesserfolg haben möchte, hören Sie in meinem Video!

Die 3 wichtigsten Voraussetzungen für Prozesserfolg

Die 3 für mich wichtigsten Faktoren, um vor Gericht zu gewinnen sind:

Die richtigen Tatsachen

Ohne die richtigen Tatsachen sind die rechtlichen „Tatbestandsvoraussetzungen“ nicht erfüllt. Dann haben Sie keine Erfolgsaussichten (höchstens noch Aussicht darauf, einen für Sie wirtschaftlich sinnvollen Vergleich  zu schließen) Es muss also „das Richtige passiert“ sein.

Beweisbarkeit der Tatsachen

Nun gilt es aber auch, den Sachverhalt zu beweisen. Jedenfalls dann, wenn Sie die „Beweislast“ trifft. Das ist in der Regel dann der Fall, wenn die Tatsachen für Sie günstig im Hinblick auf den jeweiligen Anspruch sind. Hier liegt oft die Schwierigkeit: Manchmal vereinbaren Parteien etwas, ohne es schriftlich (wenigstens per E-Mail) festzuhalten. Dann kommt es auf Zeugen an (falls es welche gibt!). Zeugen können sich z. B. aus Aufregung oft nicht so gut an das Erlebte erinnern. Oder es gibt für mündliche Vereinbarungen gar keine Zeugen. Beides ungünstig.

Vorteilhaft

  • Schriftstücke (händisch unterzeichnet, sog. Urkunden)
  • Kopien von Urkunden
  • E-Mails
  • Fotos, Videos, Tonbänder (solange sie rechtmäßig erstellt wurden)
  • Gegenstände (kann man dem Gericht in der Verhandlung vorlegen)
  • Pläne, Zeichnungen usw.

Weniger Vorteilhaft

  • Zeugen
  • eigene Aussage (als Partei hat man kaum Beweiskraft)
  • Indizien (sind keine Beweise!)

Rechtsauffassung des Gerichts

Das Gericht muss schließlich Ihre rechtlichen Auffassung teilen. Bei vielen Tatbestandsvoraussetzungen, die eher unbestimmt formuliert sind, hat das Gericht aber einen Ermessensspielraum. Daher können Sie und ich oft nicht vorhersehen, wie das Gericht sie auf Ihren Fall anwendet (wann ist z. B. eine Handlung “grob” fahrlässig? Was heißt „unverzüglich“?).

Wer kümmert sich um diese 3 Faktoren?

Sie liefern mir Sachverhalt und Beweise. Ich hingegen prüfe, ob Sachverhalt und Beweise erfolgversprechend sind (und sage Ihnen grob meine Erwartungen an den Prozesserfolg).

Wenn Sie sich dazu entschließen, den Prozess zu führen, werde ich Sachverhalt und rechtliche Erwägungen per Schriftsatz (einer oder mehrere) an das Gericht übermitteln. Ziel: Das Gericht soll überzeugt werden.

 

Fazit

Wenn Ihnen künftig Anwälte sagen, sie gewinnen “JEDEN Fall”, denken Sie an mich und glauben Sie nicht alles, was man Ihnen erzählt 😉 Eine Erfolgsquote von 100% gibt es mittelfristig nicht.

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Über den Autor Dr. Max Greger

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